Wo die Emotionen schwappen, geht der Intellekt oft unter
Die an Absurditäten reiche Debatte um den Neubau des Pullacher Freizeitbads ist seit dem Artikel von Frau Eisenmann von vergangener Woche um eine Variante reicher. Zu der Tatsache, dass die Beauftragung der Planung nicht Ende September beschlossen wurde, sondern „nochmals bis Ende November aufgeschoben ist“, schreibt die ehemalige Rathausmitarbeiterin und aktuelle Sprecherin der CSU-Fraktion. „Klar, auf den ersten Blick ist das ungewöhnlich. Nicht jeder versteht warum dieser Schritt sinnvoll ist, um die Chance zu haben den Zeitplan zu verkürzen.“ Und wenigstens damit hat sie völlig recht. Ich verstehe es nicht.
Der großartige Vorschlag, der hinter der Verzögerung steht, soll die Beauftragung eines „Totalunternehmers“ sein. Dass es mit diesem total schnell gehen wird, sagt ja schon der Name. Aber wie es ein Totalunternehmer bewerkstelligen soll, die gesetzlichen Vorgaben auszuhebeln, die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen und die zur Zeit herrschenden Mängel an Baumaterial zu umschiffen, bleibt total im Ungefähren. Dafür ist total klar: „Mit der Übertragung der Planungs- und Ausführungsarbeiten bzw. auch deren Koordination, verliert die Gemeinde natürlich ein paar Möglichkeiten der Einflussnahme während des Prozesses.“ Und nach 13 Jahren im Gemeinderat kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Gremium, das am liebsten noch eingebunden würde, wenn jemand in der Verwaltung einen Bleistift spitzt, damit glücklich sein könnte.
Die Argumentation erinnert mich an eine Gruppe, die im Gemeindemobil auf der Autobahn im Stau steht und dann schlägt jemand vor, dass Fahrer und Beifahrer den Platz tauschen. Kann sinnvoll sein, aber schneller kommt man deshalb auch nicht voran.
Um im Bild zu bleiben: die SPD-Fraktion hatte vorgeschlagen die Ausfahrt „Kuhwiese“ zu nehmen, um den Stau zu vermeiden. Man hat das abgelehnt, weil es angeblich zu lange dauern würde! (Ganz korrekt wäre das Bild erst, wenn das Gemeindemobil zuerst von der Autobahn abgefahren, dann umgedreht und wieder auf die Autobahn zurück gefahren wäre. Das alles immer mit dem Argument, dass es dann schneller geht. Und jetzt steht man im Stau, vor dem die ganze Zeit im Radio gewarnt wurde.) Der Grund, warum die SPD immer für den Standort Kuhwiese plädiert hat, war ganz simpel: Bis zur Eröffnung des neuen Bads hätte man im alten noch schwimmen können. Langsam verbreitet sich die Erkenntnis, dass man für den Neubau an gleicher Stelle ZUERST das alte Bad abreißen muss und deshalb eine mehrjährige Phase Vereine, SchülerInnen und alle anderen Badegäste auf dem Trockenen sitzen. Unter dem Motto „Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht“ schlägt die CSU jetzt vor, für die Bauzeit ein provisorisches Bad zu errichten. Und leider ist auch das nur Unsinn. Das Baurecht kennt kein Provisorium. Genausowenig das Arbeitsrecht und die Hygienevorschriften. Die technischen Anforderungen für die Befüllung, das Heizen und Filtern des Wassers ändern sich genauso wenig, ob ich das Bad nur zwei bis drei Jahre oder 25 bis 30 Jahre betreiben möchte. Genehmigung und Bau werden genauso lange dauern. Tatsächlich hätte die Gemeinde zwei Bäder zu stemmen, finanziell und organisatorisch. Und Standort gibt es auch keinen. Man kann nicht auf einer Baustelle schwimmen, also müsste man ausweichen. Am Ende auf die Kuhwiese!?!
Holger Ptacek , SPD Pullach
P.S. Die Zitate aus dem Artikel von Frau Eisenmann wurden unkorrigiert übernommen