Für ein sozial nachhaltiges Pullach

© SPD-Pullach

Dieses Interview mit Michael Schönlein, dem Bürgermeisterkandidaten der SPD Pullach erschien am 03.02.2020 in der Süddeutschen Zeitung.

Warum sollte man Sie wählen?
In Pullach stehen einige spannende Projekte an, die das Erscheinungsbild unserer Gemeinde in der nächsten und übernächsten Legislaturperiode maßgeblich verändern werden. Anhand der Themen Grundschule, Schwimmbad, Sportstätten und Herzoghaus (um nur die populärsten zu nennen) kann man erkennen, dass in den letzten 20 Jahren einiges an Reformstau aufgelaufen ist. Ich lebe seit 2014 in Pullach und bin damit der Newcomer in der Runde. Ich möchte diese Unbefangenheit in der Diskussion nutzen, um sachorientierte und überparteiliche Lösungen, die für Pullach und seine Bürgerinnen und Bürger sinnvoll sind, zu finden. Mit meinen 41 Jahren könnte ich mir gut vorstellen auch ein Brückenbauer zwischen den Generationen zu sein. Mit meiner 20-jährigen Berufserfahrung in der öffentlichen Verwaltung als Verwaltungsmitarbeiter, Verwaltungsrechtslehrer und Führungserfahrung in diesem Bereich, bringe ich auch wichtige Kompetenzen für den Beruf des 1. Bürgermeisters mit.

Der Gemeinde Pullach stehen nochmal einige Veränderungen ins Haus, der Ort ist dabei, sich eine weitere Ortsmitte zuzulegen mit der anstehenden Bebauung des Bahnhofsareals. Wie stellen Sie sich diese neue Ortsmitte vor?
Ich wünsche mir eine Ortsmitte in der ich mich gerne aufhalte und Menschen treffen kann. Sie sollte ein Ort der Kommunikation sein. Hier muss ich hingehen können, wenn ich mich alleine fühle, um einfach ins Gespräch zu kommen oder wenn ich mich verabredet habe. Ein Ort mit Straßencafés, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Sie sollte gut erreichbar sein, aber auch Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlen. Aktuell stößt die Bürgerin, wenn sie in Pullach aus der S-Bahn steigt auf Altglascontainer und ein verwaistes Bahnhofsgebäude, sowie ein begrüntes und versiegeltes Tiefgaragendach, welches für eine Ortsmitte meines Erachtens weder einen städtebaulichen noch einen echten ökologischen Wert hat. Ich stelle mir ein Gesamtkonzept vor, das für Wohnen, Natur und Wirtschaft gut ist. Hier wurde mit dem Ortsentwicklungsplan ein guter Startpunkt gelegt. Da sollte man weiter ansetzen. Die damit wegfallende Begrünung des Tiefgaragendaches wird auf dem Dach des dort neu errichteten Hauses wieder vorgenommen werden können. Ökologisch geht damit nichts verloren.

Ein Dauer-Streitpunkt in der Gemeinde ist der Standort für ein wohl neu zu bauendes Hallenbad. Welche Fläche favorisieren Sie – die jetzige Adresse, auf der dann bei laufendem Betrieb auf der Liegewiese gebaut würde, oder die Kuhwiese?
Ideal wäre ein Standort am Ortsrand wie das Warnbergerfeld. Darüber verfügen zu können, werden wir aber vermutlich in der kommenden Legislaturperiode noch nicht erleben. Hierzu werden die Verhandlungen mit der Kirche und die Planungen noch zu lange andauern. Ich gehe selbst gerne mit meinem Hund Benny zur Kuhwiese, um dort andere Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern zu treffen. Trotzdem folge ich den Sachargumenten und spreche mich auf Grund der kürzeren Bauzeit und der geringeren Kosten für die Kuhwiese als neuen Schwimmbadstandort aus. Die Gutachten belegen klar, dass ein Neubau im Vergleich zu einer Sanierung die wirtschaftlichere Variante ist und einen Schwimmbadbetrieb bei gleichzeitiger Baustelle am selben Ort ökonomisch nicht sinnvoll ist. Die Diskussion, dass auf der Kuhwiese der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan zu ändern seien, wohingegen auf der Liegewiese nur der Bebauungsplan zu ändern ist, ist eine rein akademische, weil der Flächennutzungsplan eine rein und leicht durch die Verwaltung durchzuführende Maßnahme ist. Zum Ausgleich für den Verlust der Kuhwiese wird das Grundstück des alten Schwimmbads als Grün- und Vorratsfläche erhalten. Damit entsteht ein wunderschöner Park der ein Gewinn für den Ort sein wird. Dort können Benny und Co genauso oder vielleicht noch schöner Gassi gehen.

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In Pullach wird immer wieder um den Bau von günstigen Wohnungen gerungen, die manchen Fraktionen im Gemeinderat nicht günstig genug sind, um einkommensschwachen Bürgern und Familien ein Dach über dem Kopf zu sichern. Inwiefern besteht hier noch Handlungsbedarf?
12,- € pro qm für den Neubau und 11,- € pro qm im Altbau (kalt) stellen für viele Menschen immer noch nicht einen bezahlbaren und günstigen Wohnraum dar. Das ist mir klar. Im Vergleich zu dem, was in Pullach aber auf dem freien Markt gezahlt wird, ist es weniger als die Hälfte. Die Wartelisten der Gemeinde sind nach wie vor gut gefüllt und der Zuzug in die Region ungebrochen. Wann immer die Gemeinde die Möglichkeit hat zu bauen, sollte sie es tun. Es ist Aufgabe der öffentlichen Hand, sozialen Wohnungsbau zu betreiben und damit Teil einer wettbewerbsorientierten, aber sozialen Marktwirtschaft zu sein. Unsere Kinder, unsere Trainer*innen in den Sportvereinen, unsere Verkäuferinnen und Verkäufer in den Geschäften, unsere Pflegerinnen und Erzieher werden dafür dankbar sein. Diese Menschen möchte ich aber heute und in Zukunft zusammen mit ihren Familien in Pullach um mich haben. Für eine Gesellschaft der Vielfalt, die ihre Zusammensetzung nicht von der Bezahlbarkeit des Wohnraums abhängig machen muss.

Alle Schulen im Ort sind erweiterungsbedürftig. Wo würden Sie welche Schule ansiedeln – und wie dimensionieren?
Bildung ist die wichtigste Ressource unserer Gesellschaft. Als Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung sehe ich täglich, welch enormes Leistungspotenzial in unseren jungen Menschen steckt und wie sehr eine gute schulische Bildung mit engagierten Lehrkräften darüber entscheidet, wie sich diese jungen Menschen in unsere Gesellschaft einbringen wollen und können. Ein absoluter Gewinn! Als Ökonom würde ich sagen: Investieren Sie doch dort, wo Sie die höchste Rendite erwarten! Als Pädagoge sage ich: Wir haben hervorragende Lehrkräfte und moderne didaktische Ansätze mit denen wir die Kompetenzen ausbilden können und werden, die unsere Kinder in der Berufswelt des 21. Jahrhunderts benötigen. Also orientieren wir uns bitte nicht an Minimallösungen, die bereits wieder veraltet sind, bevor die Schulgebäude eröffnet werden.
Die Standortfrage beim Gymnasium ist geklärt: Die Schule wird saniert, der Rohbau weiterverwendet. Die Mittelschule könnte in Baierbrunn gebaut werden. Das dadurch in der Ortsmitte freiwerdende Grundstück steht dann für den Bau der Grundschule zur Verfügung.